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50 Hertz

by Fitzgerald & Rimini

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about

Eintauchen ins Brummen: Die Autorin Ariane von Graffenried und der Musiker Robert Aeberhard präsentieren ihr neues Album mit Textbuch «50 Hertz». Schön ist, was stört.

Vorhang auf für Revolutionärinnen, Flintenweiber und Sexroboter, Vorhang auf für 50 Hertz. Das neue Werk von Fitzgerald & Rimini feiert die Nervensägen: Störenfriede und Störgeräusche, eine Harmonie der schönen Plagegeister – es rauscht, knarrt und pfeift in einmütig unangepasster Euphonie. Ein Hoch auf die Behelligung!

Das 50-Hertz-Brummen des europäischen Stromnetzes bildet die Basis für eine Musik des scheinbar Missfallenden, für die Schönheit der Störung im Ohr. Und ebenso verhält es sich mit den Figuren auf dem neuen, dritten Album von Fitzgerald & Rimini: Wild-West- Heldin Calamity Jane; Walentina Tereschkowa, der ersten Frau im Weltraum; Auguste Wenzel, einer Märzgefallenen in Berlin 1848; Fräulein Rottenmeier, der Gouvernante aus dem Heidi-Roman oder dem Sexroboter Harmony. Wir haben es mit Vergessenen und Verkannten zu tun, mit Querschlägerinnen der Geschichte, dem Sand im Getriebe der historischen Stringenz. Fitzgerald und Rimini setzen Störgeräuschen und Störenfrieden in hörspielartigen Monumentalminiaturen musikalisch-literarische Denkmäler, um gleich darauf wieder an ihnen zu rütteln und sie vom Sockel zu holen, denn Störung muss sein.

«50 Hertz» ist Buch und CD in einem. Die Kompositionen stammen von Robert Aeberhard, die mehrsprachigen Texte (Deutsch, Berndeutsch, Englisch, Französisch, Russisch) von Ariane von Graffenried. Begleitet werden sie von Kevin Chesham (Schlagzeug) und Simon Rupp (Gitarre): Musikalische Spoken-Word-Kunst, die längst jede Grenze zur Literatur, zum Hörstück, zur Musique concrète überschritten hat.

Mit «50 Hertz» setzen Fitzgerald & Rimini ihre Mariage der autonomen Gattungen Literatur und Musik fort und arbeiten mit ihren gesprochene Liedern, ihren vertonten Gedichten
an einer Ästhetik der Störung, einer Würdigung der Plagegeister in unseren Ohren und in unseren vergessenden Herzen.

Störgeräusche sind unerwünscht und werden in der Regel ausgefiltert, doch ihr Ruf ist schlechter als ihr Klang. Physikalisch von anderen Geräuschen nicht zu unterscheiden, gelten sie als störend: Das Quietschen einer Tür wird weggeölt, das Rauschen eines Radios unterdrückt. Auch das 50-Hertz-Brummen ist ein typisches Störgeräusch. Der Ton nahe dem Kontra-G entspricht der Frequenz des europäischen Stromnetzes. 50 Mal pro Sekunde wechselt die Amplitude vom Positiven ins Negative. Diese Schwingung wird als Taktgeber zahlreicher Geräte genutzt, die ans Stromnetz angeschlossen werden: Uhren, Radiowecker oder Backöfen nutzen sie. Sie ist in der Regel nicht, bei schlechter Abschirmung aber als «Netzbrummen» hörbar.

Bei Tontechniker*innen gefürchtet, wird der 50-Hertz-Brummton mit allen Mitteln unter- drückt. Aber nur sein versehentliches Auftreten macht ihn unerwünscht. Ob von Robert Aeberhard gefiltert oder in Obertöne zerlegt, moduliert oder transponiert, in den Sampler geladen und gespielt, zieht sich diese akustische Triebfeder des europäischen Lebens durch sämtliche Kompositionen des neuen Albums von Fitzgerald & Rimini, dem sie sogar seinen Namen gegeben hat: «50 Hertz». In Kombination mit live erzeugten Störgeräuschen aus Transformatoren, Rückkoppelungen und Prozessorrauschen sowie dem Schlagzeug- und Gitarrenspiel der Gastmusiker Kevin Chesham und Simon Rupp, entsteht eine bildhafte Musik, die von Graffenrieds Texte umgarnt und sich mit ihnen verschränkt.

In den acht Balladen von Ariane von Graffenried treten Nervensägen und Störerinnen aufs Parkett. Frauenfiguren, die quer zu ihrer Zeit standen und immer noch quer stehen zu Überlieferung, Erinnerung, Geschichts- schreibung. Sie ecken an, begehren auf oder scheitern im entscheidenden Moment: Walentina Tereschkowa, die erste Frau im Weltraum, deren Flug misslingt und die dennoch zur Ikone der sowjetischen Raumfahrt wird. Die verarmte Siedlerin Calamity Jane, eine trunksüchtige Nerven- säge, die in der Hollywood-Verfilmung «Schwere Colts in zarten Hän- den» mit Doris Day zur properen Heldin gemacht wird. Der Sexroboter Harmony, eine sprechende Silikonpuppe mit künstlicher Intelligenz und «Surveillanceseele», die ihr Hersteller als «true companion» bewirbt.

Diese Frauen verkörpern den Widerspruch, die Behelligung jeder Logik der Eindeutigkeit, den unzufriedenen Misston im Angepassten und in der Harmonie der Anständigkeit. Schmähung oder Heldinnenwerdung hän- gen von Zeitgeist, Epoche oder einem politischen System ab. Die Auswahl an bekannten und weniger bekannten Figuren stellt einen alternativen Reigen von störenden Heldinnen und heldenhaften Plagegeistern zur Verfügung. Frauenfiguren, weil diese im abendländischen Heldenkanon, wenn überhaupt vorgesehen, die Ausnahme bilden, was ihr Vorkommen in einem Heldenhimmel schon an sich als Störung darstellt, das Brummen im mythologischen Männerchor. Der Herkunft ihrer Protagonistinnen gemäss kombiniert von Graffenried in ihren Texten verschiedene Sprachen mitein- ander und weitet so die Klanglichkeit des rhythmischen Sprechens und die Möglichkeiten des musikalischen Rezitierens aus.

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released October 13, 2019

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Fitzgerald & Rimini Bern, Switzerland

Fitzgerald & Rimini bewegen sich seit Jahren an der Schnittstelle von Literatur, Musik und Performance. Das Duo wurde 2005 von der Autorin und Spoken-Word-Poetin Ariane von Graffenried und dem Musiker Robert Aeberhard gegründet und hat seither zahlreiche Bühnen und Musikclubs bespielt. 2011 erschien die CD «Aristokratie und Wahnsinn», 2015 «Grand Tour» im Verlag der gesunde Menschenversand. ... more

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